Eine kurze Betrachtung zum Thema Autorennamen und warum ich auf die “Schnapsidee” gekommen bin, mir einen zweiten zuzulegen.
BLÖDE FRAGE 1: WER BRAUCHT ZWEI AUTORENNAMEN?
Ich, wie es aussieht. Es ist ganz simpel. Ich mag den Stoff, den ich als John Aysa schreibe (und warum ist dieser Name englisch? Weil er eine Ableitung aus zwei Namen ist und weil zu der Zeit, als ich diesen Namen gewählt habe, englische Pseudonyme ein MUSS waren. So alt ist der Herr Autor Aysa also schon. Grauenhaft.
Abgeschweift. Also, Aysa. Ich mag, was ich dort schreibe. Es ist derb, politisch unkorrekt, übertrieben, geil, voller Leben (klingt nach Widerspruch, ist es aber nicht) und erfreut meine dunkle Seele. Ist klar, dass jetzt ein ABER folgen muss, nicht wahr?
BLÖDE FRAGE 2: JA, UND?
Genau. Die Sache ist, ich schreibe gern auch ANDERE Dinge. Und wie das Leben so ist, mögen die Leute, die Aysa um seinetwillen schätzen, so gar nicht, was sonst daherkommt. Horror, Splatter, Blut, Gedärm und all die anderen Dinge, die ein Körper beinhaltet, sind nicht mit Science-Fiction – Space Opera, Near Future, Cyberpunk und mehr, kombinierbar. Ebensowenig mit Fantasy in all ihren Variationen.
Noch schlimmer, in etwas weiterer Zukunft steht ein historisches Werk auf dem Plan. Und es sind zwei Bücher in der Pipeline, die auf Lebensgeschichten beruhen. Okay, das zweite könnte ein ziemlich brutales Werk werden und beim ersten dieser biografischen Werke steht eine Fiktionalisierung in eine nähere Zukunft im Raum.
Wie dem auch sei, ich will auch andere Werke schreiben. Böser alter Mann, der schmale Roman, der unter John Aysa läuft, ist eigentlich auch ein anderes Genre. Es ist ein Thriller. Brutal, ja klar, aber es ist kein Bodyhorror-Splatter-sonstwas. In Wahrheit ein Buch für einen anderen Autor.
NÜCHTERNE ANTWORT
Ich bin nicht Stephen King. King kann alles schreiben, was er will und unter seinem Namen raushauen, es spielt keine Rolle, es wird gekauft. Horror (The Institute), Apokalypse/Postapokalypse (The Stand), Science-Fiction (Tommyknockers), Drama (The Girl who loved Tom Gordon), Thriller (Billy Summers), Fantasy (Fairy Tale).
King wird gekauft in egal welchem Genre. Weiß ich nur zu gut, ich habe alles von King, wenngleich noch nicht alles gelesen – die letzten paar Titel fehlen mir noch. Dass er mal unter Richard Bachman geschrieben hat, war keine Notwendigkeit, sondern ein Experiment.
So funktioniert das nicht für mich. Die letzten Titel, die ich geschrieben habe und die inhaltlich nicht zu dem gepasst haben, was die Leserschaft von Aysa erwartet, haben nicht wirklich Anklang gefunden. Und das ist nicht nur sehr schade, sondern auch ein schmerzhafter Einkommensverlust.
Aus diesem Grund gibt es jetzt eben Alexander Misa, Autor für Zukunftsskizzen und Eskapismus. Der übernimmt alles, was bei John Aysa, Horror in vielen prächtigen Facetten, nicht ankam, baut es aus, schafft Neues hinzu und wird auch ein ganz anderes Publikum ansprechen, als das bei Aysa der Fall ist. Da gibt es einen Mangel an Kompatibilität – uff, was für ein Wort, um es zu schreiben.
ZIELPUBLIKUM
Die Fans von Horror-Literatur sind in großen Teilen nicht übermäßig für Science-Fiction und Fantasy zu interessieren. Die Überschneidungsmenge ist sehr überschaubar. Ich habe viele, viele, viele Jahre im Buchhandel gearbeitet und in jedem Unternehmen eine eigene Abteilung für diese Genres aufgebaut.
Der Erfahrungswert war immer derselbe. Horror extra, Sci-Fi und Fantasy gemeinsam findet Akzeptanz. Der Platz für Horror findet sich eher bei den Thrillern als sonstwo. Und das ist in weiten Teilen immer noch so. Und Aysa, der absolut ein kleines Licht ist in dieser Hinsicht, kann sich diesem Habitus des Publikums unmöglich entziehen.
Deshalb eben diese Trennung. Deshalb zwei Autorennamen. Das bedeutet etwas mehr Aufwand in der Pflege zweier Websites (drei Sites mit dieser hier) und der entsprechenden Profile auf Social-Media, aber das muss man als Autor wohl akzeptieren.
Nein, falsch, man MUSS es nicht akzeptieren. ABER nicht nur will man Geld damit verdienen, man will auch, dass die Romane, Novellen, Erzählungen auch GELESEN werden. Das braucht ein Publikum. Und man muss das Publikum dort abholen, wo es sich aufhält. Das sind eben die entsprechenden Anlaufstellen online, und dort spaltet sich dann wiederum alles in die jeweiligen Interessensgebiete auf.
Einfach, oder? Im Grunde ja, nur bedeutet es nicht, dass das ein beträchtlicher Aufwand sein kann. Was jetzt konkret mein Tun angeht, ich muss schauen, all die Notwendigkeiten zu erledigen, während gleichzeitig andere Dinge absolut Vorrang haben – Aufträge zum Beispiel.
Generell und mit all der Erfahrung, die ich mit John Aysa gesammelt habe, für Alexander Misa werde ich deutlich weniger Aufwand betreiben. Vieles von dem, was ich davor getan habe, war nachträglich gesehen weder die Zeit noch das Geld wert, weil es unterm Strich für mich eine große Erfahrung war, einen Lerneffekt geboten hat, aber konkret für den Verkauf … sehr bescheiden.
Das ist das Schöne an all dem oft sinnfrei erscheinenden Getue: Man lernt sehr viel. Und das mag ich gern. Breites Allgemeinwissen, auf dem aufbauend man sich spezielleres Wissen aneignen kann.
ABGESCHWEIFT
Es gibt natürlich eine andere Methode der Differenzierung – Buchstaben. Schönes Beispiel dafür ist der viel zu früh verstorbene schottische Autor Iain Banks. Er hat grandiose Science-Fiction geschreiben, weit über den Kultur-Zyklus hinaus, für den er berühmt war.
Banks hat auch harte Thriller u.a. geschrieben. Er hat sich aufgeteilt in Iain Banks für Science Fiction und Iain M. Banks für alles andere. Hat überall wunderbar funktioniert, nur nicht bei uns, weil die deutschen Verlage die “M”-Sache verkackt haben. Habe ich mal für Aysa probiert. Hat niemanden interessiert.
BLÖDES GESTÄNDNIS:
So, und jetzt der große Hammer! Tatsächlich ist Alexander Misa mein vierter (!) Autorenname. Welch irre Überraschung. Ich hatte schon mal einen zweiten Namen in Verwendung, um damit reine Porno-Geschichten zu schreiben und zu veröffentlichen. Das Porno-Pseudonym ist allerdings schon seit Jahren deaktiviert, weil … ach, Zeit und Aufwand. Außerdem sind die Aysa-Bücher ohnehin schon sehr explizit. Klar, nicht gerade die ideale Literatur zum Zwecke der Selbstbefriedigung, ho ho ho. Dazu steht der Sex zu viel mit Blut und anderen Dingen in Verbindung, die jede Erregung ad absurdum führen.
Kleiner Tipp: Wenn euch die blutige Erotik von Aysa tatsächlich so weit anmacht, dass ihr euch über die Erregung Erleichterung verschaffen müsst, dann könnte das unter Umständen auf ein ganz anderes Problem hindeuten:
Entweder seid ihr völlig kranke Psychopathen, vor denen man Schiss haben sollte.
Oder da schlummert ein ganz entzückender, unterdrückter Fetisch in euch, der unbedingt mal von der Leine gelassen gehört. Dann bitte in einschlägigen Foren umschauen, da finden sich oftmals Hinweise auf Clubs und Locations, wo man sich mit Gleichgesinnten ausprobieren kann.
GEHIRNBLÄHUNG
Es sieht aus wie folgt:
- Alexander Misa, Autor für Zukunftsskizzen und Eskapismus
- John Aysa, Horror in vielen prächtigen Facetten
- Axel Ander, … … … der hat keinen und bekommt keinen. Das ist der einzige Platz, wo er in Erscheinung tritt.
Diese beiden Slogans unterhalten mich gerade ziemlich. Der Aysa-Spruch ist etwas verbesserungswürdig. Ob ich nicht doch noch einen weiteren Namen hernehmen sollte? Noch ein Autor? Dann könnte ich ihm auch noch so einen hübschen Spruch mit einer Schleife um den Hals binden. Ha, ich könnte ja zur Wiederbelebung schreiten und … na ja, besser nicht.
Die Frage ist ja, salopp formuliert, auf wie viele Stühle kann ich meinen Arsch setzen? Okay, ich denke, das war es jetzt.
Disclaimer: Der Autor dieser Zeilen hat gelegentlich Anfälle von tiefschwarzem Humor. Nicht alles immer wörtlich nehmen, das macht das Leben deutlich entspannter und vergnügter. Die Frage, was der Autor jetzt so meint, wie er schreibt, und was nicht, das soll, kann, darf jeder Erwachsene für sich und ausschließlich auf eigene Verantwortung entscheiden.
Vielen Dank.
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Veröffentlicht am 18.10.2024 auf Kultplatz.net …
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