INHALT: Als der Schriftsteller Frank Dekker nach einem One-Night-Stand in einem Hotel aufwacht, ahnt er zunächst nicht, dass sein Leben sich in Kürze radikal verändern wird. Die Realität holt ihn unerbittlich ein und macht ihn zum Hauptverdächtigen in einem Mordfall. Um nicht zum Spielball in einem Strudel aus Gewalt, Politik und Leidenschaft zu werden, muss er die Initiative ergreifen und selbst ermitteln.
Schon bald stellen sich Fragen, die weit über die ursprüngliche Aufgabe hinausgehen. Agieren verängstigte Bürger zunehmend aggressiver gegen Roboter und künstliche Intelligenzen? Schrecken sie auch vor Mord nicht zurück? Und was hat seine Assistenz-KI »Scott« mit alldem zu tun? Ein ungewöhnliches Ermittlerduo nimmt die Herausforderung an.
BUCH: Originaltitel: Scott V.P.I.; Verlag: Polarise 2021; Seiten: 176
REZENSION: Die Versuchung ist groß, von einer überaus unterhaltsamen Sommerlektüre zu reden. Sache ist, das Buch ist überaus unterhaltsame Lektüre für alle Jahreszeiten. Wortwitz, Tempo, Action, eine Prise Sex und Erotik, eine vorlaute KI, ein Held, der entweder dämlich oder einfach nur vom Pech verfolgt ist. Herz, was willst du mehr, um ein paar vergnügliche Krimi-Stunden im schrägen Setting ein paar Jahre in der Zukunft zu verbringen?
Eben.
Gard Spirlin hat uns einen vergnüglichen Roman hingelegt, bei dem es sich lohnt, ihn aufzunehmen und zu lesen. Roboter und künstliche Intelligenz sind ein Thema, das man auf unterschiedlichste Weise angehen kann und Spirlin hat sich dafür entschieden, die Sache mit Humor am … äh, Schwanz, zu packen und fröhlich quietschend so lange im Kreis zu drehen, bis sie in einem Wirbel an bunten Seifenblasen davonwirbelt.
Das soll ganz nüchtern ausgedrückt heißen, dass das Buch Spaß macht. Wer das Thema ernsthafter angehen möchte, ist hervorragend bei Joachim Angerer aufgehoben, der sich ebenfalls in Form eines Science Fiction-Krimis mit KI beschäftigt. Als exzellentes Kontrastprogramm zeigen uns beide Autoren die verschiedenen Seiten des Themas auf und darum plädiere ich dafür, beide Bücher zu lesen. Oder, weil es mir gerade einfällt, da ist noch ein Wiener, der einen SF-Krimi geschrieben hat, um es so auszudrücken. Harald Müllner. Ist jetzt weniger ein Roman um KI, aber von einem Wiener Autor und gut obendrein.
Scott V.P.I. ist überaus vergnügliche Unterhaltung, für die immer der richtige Zeitpunkt gegeben ist. Die Geschichte fetzt und macht Spaß. Wer mag, kann politische Anspielungen in Settings und Figuren finden, wer nicht möchte, braucht es nicht. Der Roman glänzt darüber hinaus mit ein paar hübschen Verweisen auf Filme. Und er bringt nebenbei ein paar Gestalten und Charaktere in die Handlung, denen das typisch wienerische der unangenehmeren Art so richtig auf die Stirn tätowiert ist. Das mag ich (gut, solche Gestalten gibt es wohl in jeder größeren Stadt, aber die hier sind purer Lokalkolorit).
Wenn ich irgendwas an dem Buch kritisieren will, dann ja, da wäre eine Sache: Der Roman hätte länger sein dürfen. Ich habe mich echt gut unterhalten und war relativ zügig durch, hätte noch gern länger weitere Blödheiten von Frank und Scott miterlebt. Das ist aber auch die einzige Sache, die mich an dem Buch stört. Ist das jetzt Kritik? Nein, eigentlich ein dickes Lob. So, ätsch.
Auf Gard Spirlins Website gibt es die Vorgeschichte von Frank und Scott gratis zum Download zu bekommen, erstmals 2016 in der c’t erschienen und für den Kurd Laßwitz Preis nominiert. Coole Sache. Irgendwie hoffe ich sehr stark, dass ich noch einen Roman mit Frank und seiner KI Scott zur Lektüre bekomme.
Gute Unterhaltung!
Zusammenfassung:
- Anspruch/Stil: ***** stellenweise saukomisch, schnell
- Gewalt/Gore: *** wohldosiert vorhanden, SF-Action
- Sex/Perversion: *** in der eher komischen Variante
- Unterhaltungwert: **** hoch
- Gesamteindruck: **** rasanter, heiterer SF-Krimi
Kurz gesagt: sehr vergnügliche Lektüre, die Lust auf mehr macht.
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