INHALT: San Francisco 2017. Verity Jane testet im Auftrag der zwielichtigen Firma Cursion einen digitalen Assistenten, auf den man durch eine gewöhnliche Brille zugreifen kann. In der Brille befindet sich die Künstliche Intelligenz namens Eunice, die entwaffnend menschlich ist und über ein ausgeklügeltes Verständnis für Kampfstrategien verfügt. Als Verity erkennt, dass sich Eunices Persönlichkeit und ihre Fähigkeiten rasant weiterentwickeln, beschließt sie, diese Beobachtung vor ihrem neuen kryptischen Abreitgeber zu verbergen. Doch das Geheimnis kann sie nicht lange wahren, denn Wilf Netherton und seine rätselhafte Chefin Ainsley Lowbeer arbeiten in London – ein Jahrhundert voraus – daran, den Lauf der Vergangenheit zu beeinflussen. Ihr aktuelles Projekt: Eunice, die droht, einen Atomkrieg auszulösen …
BUCH: Originaltitel: Agency, 2020 / Verlag: Tropen, 2020 / Übersetzung: Cornelia Holfelder-von der Tann, Benjamin Mildner / Seiten: 498 / Hardcover und Kindle bei Amazon …
REZENSION: Schlicht und ergreifend großartig. Ein faszinierendes Spiel mit Realitäten und Wahrscheinlichkeiten, dicht und komplex verfasst und einer ebensolchen Handlung. Literarisch ist Gibson anspruchsvoll und verlangt nach Wissen um viele verwendete Begriffe, die nicht zum Alltag gehören. Sehr schön. Agency ist ein Thriller um eine KI, um Macht und den Einfluss der Handlungen einzelner Personen auf die Zukunft der Menschheit.
Gibsons Roman ist ein clever durchdachtes Schachspiel unterschiedlichster Charaktere mit jeder Menge Agenden, die zu Drehungen und Wendungen in der Geschichte führen, die eine Menge Spaß bereiten. Irgendwie schafft es der Autor jedes Mal (wie bei der Bigend-Trilogie), seiner Leserschaft die Gegenwart vielleicht nicht verständlicher, wohl aber begreifbarer zu machen.
Gibson ist in dem Sinn kein Science-Fiction-Autor, er denkt die Gegenwart einfach weiter – einfach vielleicht nicht unbedingt, denn sein Denken fördert sehr gern erschreckend realistische Aussichten zutage, sei es die menschliche Gesellschaft, die Technik, einfach alles. Und das ist oft genug verfickt gehirnverdrehend, dabei so elegant und schön beschrieben, wie es nur William Gibson macht. Niemand sonst schildert die beschissensten Aussichten auf die Zukunft mit solcher Eleganz.
Agency ist der zweite Teil der Jackpot Trilogie, die mit Peripherie ihren Anfang genommen hat. Das Buch lässt sich unabänging vom Vorgänger lesen, macht allerdings mehr Vergnügen, kennt man den ersten Teil. Darüber hinaus ist Agency absolut eine Leseempfehlung.
Zusammenfassung:
- Anspruch/Stil: ***** meisterhaft
- Gewalt/Gore: * dezente Gewalt in der Action
- Sex/Perversion: * gibt es eigentlich nicht
- Unterhaltungwert: ***** verdammt, ja
- Gesamteindruck: ***** großartige Lektüre
Kurz gesagt: William Gibson lesen heißt, die Welt begreifen zu lernen.
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William Gibson auf Kultplatz.net:
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Der Beitrag [REZENSION]: William Gibson: Agency erschien am 14.10.2020 auf Kultplatz.net …