Inhalt: Es ist das bestgehütete Geheimnis der NASA: Seit Jahrzehnten driftet ein außerirdisches Raumschiff im Asteroidengürtel. Es sendet kein Signal, ist einfach nur da. Nun endlich ist es möglich, ein Team von Militärs und Experten zusammenzustellen und hinzufliegen. An Bord ist auch die Sprachenforscherin Dr. Jane Holloway. Als das Team das Schiff erreicht, erlebt es zwei Überraschungen: Es ist nicht unbewohnt – und als der Rückweg zur Erde abgeschnitten ist, ist es allein Jane, die die Sprache der Aliens versteht … Doch was wollen sie von ihr? Und von der Erde?
Jennifer Foehner Wells: Die Frequenz
(OT: Fluency; 2014) Heyne 12/2015; ISBN: 978-3-453-31692-8; Seiten: 448; Übersetzung: Alfons Winkelmann; Ausstattung: Taschenbuch
Um es kurz und brutal zu sagen: Shit, Jennifer Foehner Wells schreibt geilen Weltraum-Stoff! Und fuck, die Fortsetzung ist gerade mal erst in den US erschienen!
So, jetzt mal gaaaaanz langsam: Die Frequenz ist eine mitreißende, clevere Space-Opera über den Erstkontakt. Das Buch ist in realistischen Szenarien verankert und treibt diese auf die Spitze. Es wartet mit einer überaus sympathischen Protagonistin auf, hat Tempo und viel Witz und liest sich generell ausbalanziert zwischen all den Elementen, die von Wells mit Leichtigkeit joungliert werden.
Ich würde mich nicht so weit hineinsteigern und behaupten, Wells ist dasselbe intellektuelle Schwergewicht wie die beeindruckende Ann Leckie. Ihr Zugang zur Science Fiction ist ein anderer und wenn, dann ließe er sich eher mit jenem von Alastair Reynolds vergleichen, den ich überaus schätze. Alle drei toben sich durch die Hard SF und jeder auf meisterhafte Weise. Aber Wells und Leckie sind für mich die aufregendsten SF-Neuentdeckungen der letzten Zeit gewesen. Wer im übrigen den Humor von Der Marsianer gemocht hat, der wird an Wells großen Gefallen finden.
Egal. Bei allen Vergleichen ist Die Frequenz ein eigenständiges Buch. Die Frau mit den lila Haaren hat uns einen mitreißenden Weltraum-Thriller geliefert, der sich grandios als Film von Ridley Scott machen würde. Der Roman glänzt mit einem aufregenden Erstkontakt-Szenario, das einige unerwartete Überraschungen bietet und vielleicht/hoffentlich auf diese Monumentalität in der Fortsetzung hinausläuft, die sich hier andeutet – auf dieses gewaltige Universum, das zwischen den Zeilen hervorglänzt.
Bemerkenswert an Wells ist übrigens, dass sie ganz und gar nicht im düster-nihilistischen, im apokalyptischen Szenario verhaftet ist, sondern der Erstbegegnung positiver gegenübersteht. Mit all den Schattenseiten und Bedrohungsszenarien – eingebildet oder real – die dazu gehören, aber es geht nicht gleich um den Weltuntergang (oder doch?). Das ist durchaus angenehm. Von daher lässt sich das Buch recht gut mit einem der Klassiker der Erstkontakt Space Operas vergleichen: Arthur C. Clarke: Rendezvous mit 31/439 – alias Rendezvous mit Rama. Mag das Werk von Clarke in Teilen überschätzt werden, der Roman ist meisterhaft und zu Recht ein Meilenstein und eine Messlatte.
Die Frequenz ist ein Hit. Der Roman ist ein Pageturner, er ist sehr gut geschrieben, hat jede Menge Witz und lässt ein gewaltiges Universum erahnen, in das wir hoffentlich mit der Fortsetzung einen Blick werfen können. Ich wüsste echt nicht, was ich mehr verlangen soll. Es war mir ein Vergnügen.
Kurz gesagt:
- mitreißend
- clever
- gewitzt
Fazit: Hat das Zeug zu einem Meilenstein.
Jennifer Foehner Wells: Die Frequenz [meine Rezension] als eBook und Print bei Amazon …
Weitere Vorschläge:
Ann Leckie: Die Maschinen (Imperial Radch, Bd. 1) [meine Rezension]: Ein riesiger, sprachlich herausfordernder Roman, der sich in Sachen Monumental-Epos locker mit einem der Klassiker messen kann: Dune – Der Wüstenplanet.
Arthur C. Clarke: Rendezvous mit Rama: Der erste Roman dieser Serie ist meisterhaft, die nachfolgenden 2 Bände sehr gut, mit Bd. 4 verliert der Zyklus an Reiz. Bd. 5 und 6, von einem anderen Autor weitergeführt, sind komplett überflüssig.
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