[REZENSION]: Michael M. Thurner: Der unrechte Wanderer
Inhalt: Von der Treibgierde hält man sich besser fern, denn hier kämpfen abgeschottet vom Rest der Welt Hexen und Magicae gegeneinander. Der junge Eldar wurde mit seiner geliebten Harana durch Zufall in diesem Gebiet eingeschlossen. Nun, Jahrhunderte später, konnte Eldar entkommen. Er wird alles daran setzen, Harana zu befreien – und wenn er dafür die Welt aus den Angeln heben muss. Doch Hexen und Magicae haben eigene Pläne mit ihm …
Michael Marcus Thurner: Der unrechte Wanderer
Blanvalet 03/2015; ISBN: 978-3-442-26404-9; Seiten: 505; Ausstattung: Paperback
Lebendige Fantasy: Es stinkt, ist dreckig, man bekommt Juckreiz beim Lesen. Die Figuren sind charakterlich fragwürdig, jene, die als “Helden” herhalten, sind eigentlich eher das Gegenteil davon – und Sympathieträger sind andere Charaktere, als man meinen möchte.
Die ganze Geschichte spielt in der Zeit, in der die Folgen dessen, was der Gottbettler angerichtet hat, immer noch deutlich spürbar sind. Die eine oder andere Figur des vorigen Romans spielt auch in dieser Geschichte eine Rolle, was nicht bedeutet, dass sie deshalb vom Leser auf dieselbe Art wahrgenommen wird. Die Charaktere sind vielschichtig und jede Figur ist mehr, als es anfangs scheint.
Thurner, der sich mit “Turils Reise” als exzellenter SF-Autor jenseits von Perry Rhodan etabliert hat, ist auch in der Fantasy nicht weniger sattelfest. Der unrechte Wanderer ist ein Buch, aus dessen Seiten so allerlei merkwürdige Körperflüssigkeiten triefen. Was etabliert war, muss es nicht bleiben. Was nach einer Sache aussieht, entpuppt sich eventuell als was ganz anderes. Auf den Anschein kann man sich als Leser keineswegs verlassen.
Und Humor. Sehr vertrackt. So hat die Verwendung Wiener Dialektausdrücke als Fantasy-Sprech einen skurrilen Witz. Auch Dialoge sind nicht ohne reizvoll fiese Wortwechsel. Auffällig ist auch, dass es hier mehr Intimitäten als in den vorherigen Büchern gibt – gut so, liest sich entkrampfter, weil der Sex dort auftaucht, wo er hingehört.
Der unrechte Wanderer ist unabhängig vom Gottbettler zu lesen, ich würde allerdings sehr wohl empfehlen, beide Bücher zu verschlingen. Thurners Fantasy ist derb, dreckig, mit einem realistischen Touch, dabei durchgeknallt und spannend, mit jeder Menge Action. Ungefähr so, als würde man sich eine Episode von Game of Thrones ansehen, die zuerst ein Vollbad in Jauche genommen hat. Oder so.
Kurz gesagt:
- derb
- spannend
- witzig
Fazit: rundum vergnügliches Fantasyepos
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